Keine Kur ohne Massage

Bei einer ordentlichen Kur ist die Massage einfach nicht wegzudenken. Morgens Fango, abends Tango. Bei der Aufnahmeuntersuchung bitte ich also darum, daß man mir Massagen verschreibt. Mit einer gewissen Erwartungshaltung fahre ich in den Massagebereich, um mir meine Termine zu holen.

Dieser Masseur sieht endlich einmal so aus, wie klein Fritzchen sich einen Masseur vorstellt. Kräftig, mittleres Alter, Meister-Proper-Frisur, nur daß seine Finger bei der Terminsvergabe routiniert über die Computertastatur huschen, das stört den vorgefassten Eindruck ein wenig. Der zweite Masseur ist eine Masseurin. Passenderweise erwarte ich jemanden vom Typ russische Nationalmannschaft im Kugelstoßen.
Pfeifendeckel, da kommt ein junges, zartes, feingliedriges Persönchen herein, mit einem aparten Gesicht und Fingern die bestimmt gerade noch eine Teetasse halten können.
Oh Alter, lernst Du das denn nie? Wieder einmal bin ich mir selbst so richtig auf den Leim gegangen.
Der Physiker definiert Druck als Kraft durch Fläche, also Kilopond pro Quadratzentimeter. Heißt, die gleiche Kraft auf weniger Fläche ist mehr Druck.
Und beim Massieren kommt es nicht zuletzt auch auf den Druck an.
Autsch!

Aber erstmal hat er mich in der Mangel und walkt nach Herzenslust meinen Rücken durch. Dabei putzt er seine Kollegin herunter, daß ich glaube, ich bin im falschen Film. Die läßt sich nicht lumpen und zahlt in gleicher Münze zurück. Das kann ja wohl nicht Warstein! Gleich fliegen hier die Fetzen! Also, irgendwie muß ich die Kleine jetzt in Schutz nehmen. Junge, jetzt wäge aber deine Worte gut ab. Wenn ich für eine Seite Partei ergreife, während die andere mein Genick in Händen hat - und das sind Hände die auch ein paar gute Kohlenschaufeln abgäben. Die Arme, an denen die Hände angebracht sind, die sind auch nicht von schlechten Eltern. Jetzt heißt es die richtigen Worte zu finden...
Er steht beim Massieren hinter mir, deshalb kann ich sein Gesicht nicht sehen. Das ist auch gut so, sonst würde ich viel zu früh merken, daß die zwei an ihrer Kabbelei einen Heidenspaß haben. Dadurch, daß sie die neuen Patienten mit einbeziehen, werden anfängliche Berührungsängste ruck-zuck abgebaut. Gut, die Methode ist gewöhnungsbedürftig, aber sie funktioniert.
Inzwischen freue ich mich jedes Mal auf die Massage. Egal, wie ich drauf bin, meistens fahre ich mit einem breiten Grinsen wieder heraus. Und ohne Verspannungen. Bei allem Spaß sind alle beide nämlich hervorragende Masseure. Und wenn man genau aufpaßt, dann hört man aus ihren Kabbeleien den Respekt und die Sympathie heraus, die sie füreinander empfinden.

Kürzlich war ich so gedreht, daß ich genau in die Richtung schaute, in der die kleine Masseurin einen großen und, sagen wir mal, recht kräftigen Patienten in der Mache hatte. Bei aller Zierlichkeit - Die Muskeln, die sie für ihre Arbeit braucht, die sind mehr als ausreichend vorhanden. Ihr Muskelspiel unter dem üblichen rot-weißen Schlabberanzug ist faszinierend zu beobachten.
Geradezu sinnlich.